Vor uns liegt – wie auch in den Jahren zuvor – ein Schulentwicklungsbericht, über den auch ich, Stunden diskutieren könnten – der Sprengstoff enthält – eine Bestandsaufnahme ist, was gut läuft – und da gibt es einiges wie z.B. die Schulsozialarbeit oder die beiden neuen GMS, die aus Realschulen entstehen und die gut von der Stadt unterstützt werden. Aber in Punkto Bildungsgerechtigkeit wird uns erneut sehr deutlich, dass wir nachschärfen müssen.
Ich möchte mich schwerpunktmäßig auf drei Punkte beziehen, da vieles was mir noch am Herzen läge, auch schon von meinen Vorrednerinnen angesprochen wurden.
Privatschulen
24,6 % der Schülerinnen und Schüler in Freiburg besuchen eine Schule in freier Trägerschaft. Das heißt für jedes vierte Kind bezahlen die Eltern Geld an eine Einrichtung zur Einlösung des Bildungsanspruchs.
Jetzt kann man es sich, wie in der Druckvorlage der Verwaltung geschehen, einfach machen und von einer „Entlastung der weiterführenden öffentlichen Schulen“ sprechen – oder von einer vielfältigen Ausgestaltung der Freiburger Bildungslandschaft, wie es BM Buchheit in der letzten Ausschusssitzung formulierte. Klar, für diese Schulen muss die Stadt weder Räume schaffen oder zur Verfügung stellen, noch außerschulisches Personal bezahlen – man kann es sich auch einfach machen – aber GERECHT für die Kinder und deren Familien ist das nicht.
Unserer Meinung nach muss dies ein Warnsignal für eine Stadt als Schulträgerin sein, wenn so viele Kinder in Freiburg kein passendes öffentliches Angebot vorfinden. Ebenso fördert das (auch wenn die Privatschulen nach Gesetz nicht sondern dürfen) weiter die ohnehin schon ausgeprägte Segregation in der Freiburger Bildungslandschaft.
Ein Wegzoll zum Schulabschluss darf es in dieser Größe (fast 25%) für uns als SPD-Fraktion in Freiburg nicht geben. Vielfalt und Qualität in der Bildungslandschaft muss aus öffentlicher Hand entstehen, hierfür tragen wir die Verantwortung.
Verstehen sie mich nicht falsch – ich möchte nicht die Arbeit der freien Schulen in Frage stellen. Absolut nicht. Gerade im Bereich der Gemeinschaftsschulen haben wir hier zwei private Angebote, sogar mit etablierter und erfolgreicher Oberstufe, welche auf hohe Akzeptanz bei der Elternschaft stoßen, auf welche SchülerInnen gerne gehen. Zu Recht – Wir haben es hier in den letzten Jahren versäumt, mit der Zeit zu gehen und uns als öffentlicher Träger gerade im Bereich der Gemeinschaftsschule zu etablieren.
Übergangszahlen
Wir erkennen alle die konstant hohen Übergangsquoten auf das Gymnasium. Auch diese gehen aus dem Schulentwicklungsbericht hervor. Diese Zahlen sind aber nur die halbe Wahrheit und nicht immer aussagekräftig und können nicht der einzige Maßstab für unsere stadtweite Schulentwicklungsplanung sein.
Warum? Gerade in sozioökonomisch besser gestellten Stadtteilen (Stichwort Segregation) sind die Übergangsquoten auf das Gymnasium überdurchschnittlich hoch. Studien belegen, dass dies in solchen Gebieten oft geschieht. Ob das am positiv ausgelegten Beurteilungsspielraum der Lehrkräfte, an der finanziell höheren Möglichkeit von Nachhilfe oder an der besonderen Begabung der Kinder liegt – hierüber können sie sich alle selbst ihr eigenes Bild machen.
Die Wahrheit ist aber auch, dass die Gymnasien im Laufe der Jahrgänge massiv an Schülerinnen und Schüler „verlieren“ – sie „schulen ab“ – bewusst verwende ich diesen widerlichen Begriff, der klassifiziert. Ich verwende ihn, weil er der Perspektive der Kinder und Jugendlichen entspricht – diese kommt mir in der Debatte hier viel zu oft zu kurz.
Die verbindliche Grundschulempfehlung wird diese Zahlen vermutlich leicht verändern – wahrscheinlich um 7-10%, wie in der Vergangenheit auch. Das ist aber alles ins Blaue gerechnet – weit weg von seriös – weswegen belastbare und realistische Aussagen über Schülerströme erst in 2-3 Jahren vorhanden sein und für weitere Schulentwicklungsplanung verwendet werden können.
Wir haben hier als Politikerinnen und Politiker dieses Hauses eine Verantwortung. Eine Verantwortung für unsere Stadtgesellschaft und für deren Zusammenhalt. Wir tragen Verantwortung dafür, die Segregation in den verschiedenen Bereichen unseres Zusammenlebens zu überwinden, Menschen zusammenzubringen und diese nicht weiter zu spalten. Wo, wenn nicht in den Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen können wir dieser Segregation früh entgegenwirken, indem Kinder und Jugendliche miteinander und voneinander gemeinsam lernen und sich entwickeln dürfen.
Deswegen müssen wir die Möglichkeiten der inklusiven Beschulung voranbringen und unsere Schulen fit machen für die verschiedenen und vielfältigen Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Wir müssen auf Schulformen wie die Gemeinschaftsschule setzen, die zusammenbringen und nicht spalten. Eine Schule mit einer eigenen „Bad-Bank“ oder „Resteschule“ (entschuldigen sie den Ausdruck – er widerstrebt mir) im Gepäck, wie es bei Verbünden oft der Fall ist, kann hier keine Lösung sein. Wir brauchen in umfassendes Konzept für die ganze Stadt und keinen „Flickenteppich“, der nur Lücken notdürftig stopft und den Bedarfen hinterherläuft.
Daher lassen sie uns das gemeinsam im Dialog anpacken und unsere Kinder und Jugendlichen und deren Bedarfe in den nächsten Monaten und Jahren in den Mittelpunkt unserer Politik stellen,
Vielen Dank.