Amtsblatt-Artikel Nr. 698, vom 16.06.2017
Angesichts der markigen Sprüche des amerikanischen Präsidenten in Sachen Immigration fällt es schwer, sich vorzustellen, dass es in Sachen Flüchtlingsintegration etwas von dem Amerikanern zu lernen gibt.
Im Rahmen einer Informationsreise durch das Land konnte sich eine 5-köpfige Delegation aus Freiburg (die Stadträtinnen Sylvie Nantcha und Türkan Karakurt, Stephan Schmieglitz und Philip Bona vom AMI, Helena Krampe vom Christopheruswerk) davon überzeugen, dass amerikanische Städte mit starker Beteiligung der Zivilgesellschaft für die Integration von Flüchtlingsfamilien beeindruckende Arbeit leisten. Insbesondere, wie Staat und Zivilgesellschaft ihre Kräfte bündeln, um Flüchtlinge in Arbeit zu bringen und ihre wirtschaftlichen Potenziale zu aktivieren. Die amerikanische Devise lautet: Wer auf eigenen Beinen steht und nicht von der Sozialfürsorge abhängig ist, ist selbst gestärkt und wird akzeptiert.
Wie machen die Amerikaner das? Indem sie alle Integrationsmaßnahmen darauf ausrichten, dass Flüchtlinge innerhalb des ersten Jahres in sogenannte Erst-Jobs kommen. Von dort aus besteht die Chance, sich hochzuarbeiten: Vorhandene Qualifikationen anerkennen lassen oder sich weiterqualifizieren, die Türen stehen ihnen offen und ein Netz an Unterstützung und Beratung begleitet sie dabei.
Gespräche und Begegnungen mit kommunalen Einrichtungen, Experten und Projekten in Salt Lake City, Nashville, Detroit und Los Angeles haben Anregungen und Ideen geliefert, von denen manche auch für Freiburg interessant wären.
Z.B. ein integriertes Bildungszentrum für Flüchtlinge mit Qualifizierungsangeboten des Jobcenters, von Unternehmen, Banken, Stiftungen und Privatpersonen. In dem Refugee Center, das in Salt Lake City besichtigt wurde, stellt die Kommune die Infrastruktur, aber es sind vor allem Akteure aus der Zivilgesellschaft und der lokalen Wirtschaft, die Ausrüstung und Experten für den Unterricht zur Verfügung stellen. Die Flüchtlinge werden auch in den sogenannten Soft Skills geschult und bekommen Bewerbungs- und Vorstellungstraining. Sie bringen ihre eigenen Bildungsideen ein und dann wird geschaut, wer das anbieten kann. Die lokalen Banken sind ebenfalls dabei, sie bieten Fortbildungen für potentielle Selbständige und Kleinunternehmer an und stellen im Rahmen von Inkubator-Projekten Kleinkredite zur Verfügung.
Die Ideen hat die Delegation am Ende der USA-Reise in einem Aktionsplan festgehalten. Er soll demnächst in Gremien und Veranstaltungen der Freiburger Stadtgesellschaft vorgestellt werden. Die Gruppe ist gespannt darauf, für welche dieser Ideen sie Mitstreiter gewinnen kann.
Gemeinsam mit 4 anderen Städten war Freiburg eingeladen, an einem 10-tägigen Besuchsprogramm im Mai zum Thema Flüchtlingsintegration in den USA teilzunehmen. Die Informationsreise wurde finanziert vom BMWi, dem State Department, der Bosch-Stfitung und der Böll-Stiftung und organisiert von Cultural Vistas und der NGO Welcoming America.