Amtsblatt-Artikel Nr. 699, vom 30.06.2017
Ausschnitte der Rede der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Julia Söhne zur Einführung des Frauennachttaxis im Gemeinderat am 27.06.2017:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Gewalttaten, Übergriffe und – wohl sexuell motivierten Morde an Frauen – im letzten Jahr haben in der Bevölkerung zu starker Verunsicherung geführt. Das subjektive Sicherheitsgefühl vieler junger Frauen wurde stark beeinträchtigt.
Wenn ich abends mit meinen Freundinnen unterwegs war wurde seit den beiden Morden im Vorhinein der Nachhauseweg geplant. Alleine mit dem Fahrrad nachts durch Freiburg fahren wollte niemand mehr. Sogar kurze Wege wurden nur noch zu zweit zurückgelegt und wenn es sich mal nicht vermeiden ließ, haben wir immer die andere telefonisch durch die Straßen Freiburgs begleitet. Irgendwie kamen wir uns dabei selbst etwas blöd vor, hat sich doch faktisch an der Sicherheitslage eigentlich nichts geändert.
Zwei Tatverdächtige wurden mittlerweile gefasst, es ist länger hell, mehr Leute sind nachts unterwegs und trotzdem bleibt ein Gefühl der Unsicherheit, was sich vermutlich auch nicht mehr so leicht verdrängen lässt. Der Entschluss, ein Frauen-Nachttaxi wieder einzuführen halten wir daher für eine richtige Antwort auf die anhaltend unbefriedigende Situation in unserer Stadt.
Gewalt gegen Frauen findet täglich und überall statt, wir können aber mit dem Beschluss eines Frauentaxis unseren Beitrag dazu leisten, dass der Nachhauseweg sicherer wird. Das sollten uns 60.000 Euro wert sein. Wir lassen uns den Nachtverkehr bereits viel kosten, wichtig sind aber die letzten 500 Meter bis vor die Haustüre, die mit diesem Angebot abgedeckt werden sollen. Wir wollen von anderen Städten lernen, Verlässlichkeit bieten, Mitnahmeeffekte und eine Kannibalisierung des vorhandenen tollen Safer-Traffic-Angebotes verhindern.
Aber vor allem es geht darum, einen sicheren und möglichst bezahlbaren Nachhauseweg zu ermöglichen. Die Idee eines zentralen Treffpunktes halten wir ebenso für gut, um Wartezeiten an ferner gelegenen oder gar einsamen Orten zu vermeiden. Insgesamt also viele gute Ideen, die nach Meinung der SPD-Fraktion konkretisiert werden sollten.
[…]
Uns geht es darum etwaige Selbstbeschränkungen von Frauen überflüssig zu machen und unseren Teil dazu beizutragen, dass der Nachhauseweg wieder sicherer wird, vor allem im Gefühl der Frauen. Für eine wichtige Debatte ist die Vorlage ein guter Aufschlag, der wir so zustimmen.“